Wussten Sie, dass die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) bis 2019 feste Sätze für die Leistung eines Immobiliengutachters vorgab, während heutzutage das Honorar frei verhandelbar ist und zwischen 0,5 Prozent und 1 Prozent des Verkehrswerts der Immobilie liegt1? Diese Änderung bietet Eigenheimkäufern und Immobilienbesitzern mehr Flexibilität bei der Beauftragung von Immobiliengutachtern.
Ein Immobiliengutachter hat die zentrale Aufgabe, den Verkehrswert einer Immobilie gemäß §194 Baugesetzbuch (BauGB) zu ermitteln1. Diese Bewertung ist besonders nützlich, wenn eine Immobilie verkauft werden soll und die Eigentümer den Wert der Immobilie nicht richtig einschätzen können2.
Die umfassende Analyse eines Gutachters bezieht viele Faktoren ein, darunter das Baujahr, die Bausubstanz, das Grundstück, die Ausstattung sowie die Lage und Infrastruktur der Wohngegend2. Durch diese detaillierte Immobilienbewertung gewinnt man eine objektive und fundierte Werteinschätzung der Immobilie.
Es gibt verschiedene Arten von Immobiliengutachtern wie freie Immobiliengutachter, öffentlich bestellte und vereidigte Immobiliengutachter sowie staatlich anerkannte Immobiliengutachter1. Sie erstellen umfangreiche Dokumente und können auch bei Versicherungsschäden oder Immobilienfinanzierungen unterstützen2. Ein Verkehrswertgutachten, auch bekannt als Immobiliengutachten, spiegelt den Wert einer Immobilie exakt zum Zeitpunkt der Untersuchung wider3.
Zusammengefasst sind Immobiliengutachter unverzichtbare Experten im Immobilienmarkt, da sie durch ihre objektive und präzise Werteinschätzung sowohl Käufern als auch Verkäufern eine wichtige Orientierung bieten.
Aufgaben eines Immobiliengutachters
Ein Immobiliengutachter spielt eine entscheidende Rolle in der Bewertung von Immobilien und der Unterstützung bei verschiedenen immobilienbezogenen Transaktionen. Die folgenden Abschnitte bieten einen detaillierten Einblick in die Hauptaufgaben eines Gutachters.
Verkehrswert einer Immobilie ermitteln
Die Ermittlung des Verkehrswertes einer Immobilie ist eine Kernaufgabe des Immobiliengutachters. Hierbei kommen verschiedene Bewertungsverfahren wie das Vergleichswertverfahren zum Einsatz, das den Wert anhand ähnlicher Objekte im direkten Umfeld bestimmt4. Ein weiteres wichtiges Verfahren ist das Sachwertverfahren, das bei selbstgenutzten Immobilien angewendet wird und Kriterien wie Qualität, Lage, Bauart, Herstellungskosten und Bodenrichtwert berücksichtigt4. Bei Mehrfamilienhäusern oder Gewerbeimmobilien wird häufig das Ertragswertverfahren genutzt, das auf den zu erwartenden Mieteinnahmen basiert4. Ein vollständiges Verkehrswertgutachten kann je nach Immobilienwert zwischen einigen hundert Euro und 1,5% des Marktwertes kosten5.
Schadenfeststellung bei Versicherungsfällen
Ein weiterer zentraler Aufgabenbereich eines Immobiliengutachters ist die Schadenfeststellung bei Versicherungsfällen. Dies umfasst die detaillierte Analyse von Schäden, die Bewertung der Kosten für Reparaturen und die Dokumentation des Schadensausmaßes in einem Schadengutachten. Diese Gutachten sind entscheidend für Versicherer zur Berechnung der Entschädigungszahlungen.
Unterstützung beim Immobilienkauf und -verkauf
Immobiliengutachter bieten wertvolle Kaufberatung und Unterstützung bei Immobilientransaktionen. Ihr Fachwissen ist entscheidend, um den Marktwert und Zustand von Immobilien präzise einzuschätzen. Dies hilft potenziellen Käufern, fundierte Entscheidungen zu treffen, und Verkäufern, realistische Preisvorstellungen zu haben. Sie unterstützen auch bei der Erstellung von Verkehrswertgutachten für den Immobilienverkauf, was besonders relevant ist bei Erbschaften, Zwangsversteigerungen und Geschäftswertbestimmungen5.
Qualifikationen und Arten von Gutachtern
Die Rolle eines Immobiliengutachters ist äußerst vielfältig und umfasst verschiedene Arten von Experten, abhängig von deren Qualifikationen und Anerkennung. Es ist wichtig, die unterschiedlichen Sachverständigenkategorien zu verstehen, um den richtigen Ansprechpartner für spezifische Anliegen zu finden.
Freie Immobiliengutachter
Freie Immobiliengutachter sind Sachverständige, die ihre Dienstleistungen ohne eine formale Anerkennung oder Zertifizierung anbieten. Obwohl die Berufsbezeichnung „Gutachter“ in Deutschland nicht gesetzlich geschützt ist, müssen diese Experten in der Regel eine umfassende Ausbildung und Berufserfahrung nachweisen, um qualitativ hochwertige Gutachten zu erstellen6. Dennoch genießen sie in der Branche häufig einen hohen Vertrauensstatus.
Öffentlich bestellte und vereidigte Immobiliengutachter
Diese Gutachter werden von den Industrie- und Handelskammern (IHK) zertifiziert und unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben. Sie durchlaufen ein langwieriges Verwaltungsverfahren von etwa neun Monaten, um ihre Qualifikation und Eignung nachzuweisen7. Nach der öffentlichen Bestellung und Vereidigung dürfen sie offiziell anerkannte Gutachten erstellen und ihre Qualifikation muss regelmäßig von der Bestellungsbehörde überprüft werden8. Insbesondere in Gerichtsfällen werden öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige anderen Experten vorgezogen8.
Staatlich anerkannte Immobiliengutachter
Staatlich anerkannte Gutachter haben ein staatliches Anerkennungsverfahren durchlaufen und sind befugt, auf gesetzlicher Grundlage für öffentliche Institutionen und in speziellen Bereichen wie Schall- und Wärmeschutz oder Brandschutz, Gutachten zu erstellen7. Sie werden von den jeweils zuständigen Landesbehörden überwacht und müssen ihre Fachkompetenz kontinuierlich nachweisen8. Diese Sachverständigen sind für ihre besondere Anerkennung und Expertise bekannt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in Deutschland verschiedene Arten von Immobiliengutachtern gibt, die sich durch ihre Qualifikation und den Umfang ihrer Aufgaben unterscheiden. Die richtige Wahl eines Sachverständigen hängt dabei essenziell von der jeweiligen Notwendigkeit und den spezifischen Anforderungen des Gutachtens ab.
Kosten für die Dienstleistungen eines Gutachters
Die Gutachterkosten können variieren und hängen stark von der Art und dem Umfang der Dienstleistung ab. Beispielsweise liegen die Kosten für ein Baugutachten nach Hochwasser oder Sturmschäden zwischen 1.500 € und 4.000 €9. Eine einfache Beratung durch einen Baugutachter kann ab 300 Euro beginnen, während eine umfassende Baubegleitung bis zu 2% der Bausumme kosten kann10.
Für Immobilienbewertungsgutachten sollten Sie mit Kosten von etwa 700 bis 1000 Euro rechnen10. Um die Gebühren übersichtlich zu vergleichen, ist es ratsam, verschiedene Angebote einzuholen und dabei die Qualifikation des Gutachters zu berücksichtigen. Die HOIA (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) spielt hierbei keine Rolle mehr, da die Gutachterhonorare mittlerweile frei verhandelbar sind. Für ein Sachverständigengutachten zur Feststellung von Sachmängeln beim Bau beginnen die Kosten bei etwa 600 €9. Besonders in größeren Städten können die Preise variieren. Ein Immobiliengutachter in Stuttgart kann je nach Expertise und Umfang der Leistung unterschiedliche Honorare verlangen.
Wesentlich ist auch die Entscheidung, ob ein Gutachten privat oder gerichtlich in Auftrag gegeben wird, denn die Marktwertberechnung kann unterschiedlich ausfallen. Die Stundensätze variieren zwischen 70 € und 200 €, wenn es sich um eine private Beauftragung handelt, und 65 €/Stunde bis 125 €/Stunde bei einer gerichtlichen Bestellung9. Beachten Sie, dass Kosten für vorgerichtlich eingeholte Privatgutachten von der Partei selbst zu tragen sind und als außergerichtliche Parteikosten gelten11.
Die Weiterbildungskosten für Gutachter sind ebenfalls nicht unerheblich und belaufen sich auf etwa 1.000 € bis 5.000 € pro Jahr9. Eine fundierte Ausbildung und zertifizierte Qualifikationen, etwa vom Bundesverband Deutscher Sachverständiger und Fachgutachter e.V. (BDSF), sind unverzichtbare Kriterien, um die Kompetenz eines Gutachters zu bewerten10. Daher empfiehlt es sich, diese Aspekte bei der Auswahl eines Sachverständigen zu berücksichtigen, um eine qualitativ hochwertige und wertstabile Gutachterleistung zu erhalten.